KREUZungen
15. bis 24. August 2014, 11 bis 19 Uhr
Abb.: 2 BRIEFE von E. Hartwig, 2006/07, Ausstellungsansicht, Detail
Die Ausstellung KREUZungen ist eine Hommage an den Gefangenenfriedhof des 1. Weltkrieges neben der Heimkehrsiedlung bei Frankfurt/Oder / Teil 6 des Langzeitprojektes über das Oderbruch Übergriffe. Mein kleines Europa RAUMINSTALLATIONEN
Künstler_in: Ingar Krauss, Sascha Leeske, Baldur Schönfelder, Christiane Wartenberg, Eberhard Hartwig (15.-17.08. die Künstler_innen waren anwesend)
Ort: Gehöft Förster / Wartenberg, Loose 11, 15324 Letschin OT Ortwig (Oderbruch), Tel. 03 34 78-47 03 – www.ch-wartenberg-kuenstlerbuecher.de
Märkische Oder-Zeitung, 18.08.2014, von Ines Rath, Redaktion Seelow:
„Gefangenen-Fotos im einstigen Rübenkeller
Ortwig (MOZ) „Kreuzungen“ nennen Christiane Wartenberg, Eberhard Hartwig, Ingar Krauss und Baldur Schönfelder ihre Auseinandersetzungen mit einem vergessenen Friedhof aus dem Ersten Weltkrieg in Frankfurt (Oder). Der Ort ist dabei weniger bedeutsam, ihnen ist die Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig: „Das ist so umfangreich“, sagt Christiane Wartenberg, „dass wir nur einen Anstoß geben, einen kleinen Teil zur Auseinandersetzung beitragen können.“
Das ist gelungen: Die Präsentation auf dem Wartenberg-Hof in Ortwig-Loose ist so vielschichtig, dass für jeden etwas dabei sein sollte. Da sind die bedrückend perfekt gearbeiteten Holzkäfige von Baldur Schönfelder, von denen der größte, ein mannshoher Dreiteiler, weit geöffnet in die Falle lockt. Hinter den Monotopien, einmaligen Drucken, von Eberhard Hartwig verbergen sich Briefe von Gefangenen, deren Schrift sich nicht entziffern lässt, so sehr man sich auch müht. Unwillkürlich überlegt man, was sie wohl mitgeteilt haben mögen. Ingar Krauss hat neben eigenen Arbeiten Original-Fotografien von Gefangenen und stolzen Soldaten für die Ausstellung aufgearbeitet.
Sie finden sich, matt mit Teelichtern beleuchtet, im finsteren und bedrückend niedrigen Rübenkeller des Hofes und zwingen schon allein dadurch zum genauen Hinschauen. Ein rostiges Bettgestell teilt in Wortfetzen nun auch uns mit, was die Lazarettschwester Gisela einer Mutter übermittelte: Ihr Sohn sei tot, eine Kugel hatte ihn schwer verletzt.
Noch mehr berühren ein paar Augenblicke in der „Zelle“ mit Wasser, Brot und zwei Gedichten, die Christiane Wartenberg luftig und mit Ausblick aufgebaut hat. Noch vieles mehr lässt sich entdecken. Doch – vorbei am „Temporären Friedhof“ mit seinen wohlgeordneten Grabtafeln – ist ein leiser Dokumentarfilm von Sascha Leeske ein Muss. Die Kamera nähert sich behutsam und detailreich dem Ausgangspunkt des Projektes – dem vergessenen Friedhof in Frankfurt. …“