Author Archives: Eberhard Hartwig

Japanischer Künstler, o.T. Siebdruck 1974, 29,5 X 43,0 cm

23. Kunstversteigerung zugunsten der »Kinder von Tschernobyl«

 

23. Kunstversteigerung zugunsten der Aktion »Kinder von Tschernobyl«
des Aktionskreises Evangelischer Kirchengemeinden »Kinder von Tschernobyl«

Abbildung: Japanischer Künstler, o.T. Siebdruck 1974, 29,5 X 43,0 cm

Beginn: 01. Dezember 2017,19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)

Auktionator: Helmut Müller

Ort/Location: rk – Galerie im Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstr. 6, 10367 Berlin, Fon: 030-90 296-37 12/37 13, Mail: ratskeller@kultur-in-lichtenberg.de – www.kultur-in-lichtenberg.de
Fahrverbindungen:
S-Bahnhof Frankfurter Allee S41, S42 (Ringbahn),
U-Bahnhof Frankfurter Allee U5,
Tram-Haltestelle Rathaus Lichtenberg M13, M16

Vorbesichtigung der Versteigerungsexponate in der rk – Galerie vom 27. bis 29. November 2017, jeweils 10:00 bis 19:00 Uhr und über die Website des Aktionskreises.
Nachverkauf (zum Schätzpreis): am 04.12.2017 von 10 bis 18 Uhr in der rk – Galerie im Rathaus Lichtenberg. Bei Erwerb ausschließlich Barzahlung.

Unter der Schirmherrschaft von Michael Grunst, Bezirksbürgermeister von Berlin-Lichtenberg und Dr. Bertold Höcker, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte

Wir laden Sie und ihre Freunde herzlich ein!

In Zusammenarbeit mit: rk – Galerie für zeitgenössische Kunst, Graphik-Collegium Berlin e.V.,
Druckgraphik-Atelier Hartwig, Verein Berliner Künstler e.V.

Aktionskreis Evangelischer Kirchengemeinden »Kinder von Tschernobyl«
c/o Evangelische Galiläa-Samariter-Kirchengemeinde, Samariterstr. 27, 10247 Berlin, Fon: 030 4270281, Mail: VBoehm@telecolumbus.net, www.aktionskreis-kinder-von-tschernobyl.de

Versteigerung zugunsten der Kinder von Tschernobyl, Kartentext


2017-10-05, IV, oranger und violetter Buntstift, braune und weisse Kreide, Kohle auf Zeichenpapier, pigmentiert und geölt, 35,2 x 50,7 cm

MUSIKALINEA II

 

 

MUSIKALINEA II

Malerei, Zeichnung und Graphik / Painting, drawing and graphics

von/by Kerstin Baudis, Liz Crossley, Brigitte Denecke, Birgit Finke, Eberhard Hartwig, Ute Hausfeld, Harald Reibke, Brigitte Twieg

entstanden nach Improvisationen von Hinrich Beermann am Saxophon / emerged after improvisations by Hinrich Beermann on saxophone

11. November 2017 – 04. Februar 2018

Eröffnung/Opening: Sonnabend, 11.11.17, 19 Uhr – BlickPunkt Brandenburg.de

Musik: Hinrich Beermann, Saxophon

Ausdruckstanz: Alina Niborski

Lesung/Reading: Kerstin Baudis

Ort/Location: Kulturgiesserei, 15566 Schöneiche bei Berlin, An der Reihe 5, Tel.: +49 (0)30-64 92 997, www.kulturgiesserei.de

Öffnungszeiten/Opening times: Mo./Mi. 9 – 15, Di./Do. 9 – 18, Fr. 9 – 14 Uhr

Anfahrt/drive: Skizze hier

B1 / A10 Hellersdorf

               S-Bhf. Friedrichshagen Tram 88 / S-Bhf. Rahnsdorf Bus 161

 

 

 

E. Hartwig, 2017-10-05, II, gelber, oranger, roter und violetter Buntstift, braune und weisse Kreide auf Zeichenpapier, pigmentiert und geölt, 35,2 x 50,7 cm   Ausstellungseröffnung 11.11.2017, Alina Niborski, Ausdruckstanz, und Hinrich Beermann, Saxophon, Foto: U. Hausfeld   Alina Niborski, Ausdruckstanz, Ausstellungseröffnung am 11.11.2017, Foto: U. Hausfeld   Ausstellungsansicht, Arbeiten von E. Hartwig   Ausstellungsansicht   Ausstellungsansicht   Einladung Musicalinea II, zur Eröffnung am 11.11.2017, Frontseite   Einladung Musicalinea II, zur Eröffnung am 11.11.2017, Rückseite  


 

Texte

 

„Archiv – Streng geheim! . Skriptuale Malerei und Graphik

Als ich mich mit dem Thema der Ausstellung beschäftig habe, hatte ich das Gefühl, dass ich mich auf einer Weltreise befinde. Ich möchte sie Ihnen beschreiben. Auf dieser Reise kamen immer mehr Fragen und immer mehr Gedanken auf und die größte Frage, bevor ich den Text verfasst habe war: wo fange ich eigentlich an?

Ob durch Keilschriften, Hieroglyphen, Buchstaben oder Chinesische Kalligrafie oder aber Sprachnotizen, Tagebücher, Plakate, Lehrbücher, oder Briefe und Notizen: seit mehr als 6000 Jahren zeichnet der Mensch sein Wissen auf, kommuniziert, archiviert, oder hält es auch als Schriften geheim.

Mit der Erfindung der Schrift fing der größte kulturelle Umbruch der Menschheitsgeschichte an. Mit der Sprache wachsen wir in unsere Kultur hinein, gelangen zu neuem Wissen und lernen unsere Werte kennen, wir finden Zusammenhänge und schaffen durch die persönliche Interpretation und durch fachliche Auslegung in der Welt des Gelesenen einen kulturellen Sinn zu erkennen.

Ausgangspunkt dieser Einsicht gegenüber der Schrift ist die Tatsache, dass unsere Kultur aus einem System von Zeichen besteht – als ein beständiger und geordneter Verbindungsweg zwischen dem Verfasser mit seinen Erfahrungen und dem Leser mit seinen Bedürfnissen nach Wissen.

Im heutigen digitalen Zeitalter wird die Schrift beziehungsweise das Wort in Datenbanken aufbewahrt, die nach bestimmten Kriterien bearbeitet und abgefragt werden. Wir stellen uns berechtigte Fragen nach der Standardisierung und Entindividualisierung des Menschen in Verbindung mit der Digitalisierung unserer Daten.

Eberhard Hartwig präsentiert in den Räumen des Museums eine Installation, welche aus diversen Schriftbahnen mit horizontal verfassten Strichzeichen entsteht, die auf einem Malgrund mit Tusche aufgetragen sind und die Struktur antiker Papyrus- und Pergament-Schriftrollen ins Gedächtnis rufen möchten. Der Text besteht aus rhythmisch verlaufenden Schriftzeichen. Die gleichmäßigen unterstrichenen Reihen einer undefinierbaren Sprache rücken das Lesen und Verstehen erstmal in den Hintergrund.

Die 325 cm hohen und 133 cm breiten Schriftblätter mit dem Titel „Briefe“ bilden zusammen einen begehbaren Raum der Betrachtung. Der zugängliche Raum innerhalb des Raumes fördert die Teilnahme des Betrachters, in dem man durch den veränderten Raum in die Welt des Geschehens „geschleust“ wird. Das partizipative Element der Installation entsteht zuerst dadurch, dass ein Gefühl des Betretens in einen Raum entsteht, wo der „Besucher“ aus der Realität des umgebenden Raumes der Galerie isoliert wird. Andererseits verwandelt sich im Moment der Verzauberung dieser Raum in eine theatralisch und affektiert wirkende Umgebung des Unbekannten.

Die künstlerische Aussage wird durch rätselhaftes Suchen abgefragt um die Schriftzeichen zu entschlüsseln.

In seiner Installation eröffnet sich der Raum wie eine außergewöhnliche Szenerie, die den Eindruck vermittelt, man befände sich in einer Reihe von Ereignissen, oder man stünde wie vor einer geheimnisvollen Weltkarte der Kulturgeschichte.

Nun, es war einmal in Bagdad…. als nämlich im Jahr 825 die bekannte Bibliothek „Haus der Weisheit“ gegründet wurde. Sie zog Forscher aus dem ganzen Land an, unabhängig davon, welcher Nationalität die Forscher angehörten, oder ob sie Muslime, Christen, oder Juden waren. Sie beschäftigten sich nicht nur mit der Übersetzung der Schriften des antiken Griechenland, sondern auch mit eigenen neuen wissenschaftlichen Entdeckungen.

Zu den bekanntesten Wissenschaftlern der Bibliothek gehörte Ibn Sina, oder auf Latein als Avicenna mehr bekannt (980–1037). Er schrieb mehr als 400 Bücher und Aufsätze zu Physik, Medizin und Mathematik. Sein Kanon der Medizin, der im 12. Jh. ins Lateinische übersetzt wurde, war auch in Europa über sechs Jahrhunderte das Lehrbuch der Mediziner. Nach dem Vorbild dieser Institution wurden später ähnliche Einrichtungen in Nordafrika und Spanien geschaffen.

All dieses Wissen fand über Spanien seinen Weg nach Europa. Dann begann erneut eine Periode intensiver Übersetzungen. Nicht lange danach endete die Erfolgsgeschichte der arabischen Wissenschaft in Bagdad, wo alles angefangen hatte. Die Angriffe der Mongolen im 13. Jahrhundert hatten eine verheerende Zerstörung Bagdads und der Bestände der berühmten Bibliothek „Haus der Weisheit“ zur Folge.

Mit der Anspielung auf die arabische Schrift entführt Eberhard Hartwig den Betrachter wie in einem Märchen aus dem Abendland und lädt uns ein, durch die Geschichte des Wissenstransfers mitzureisen – von Bagdad über Nordafrika und über Spanien nach Europa, auf einen Weg, der mehrere Jahrhunderte gedauert hat. Dabei wechselten die Texte der mehrfach übersetzten Bücher vielmals ihre Sprache und die Schrift. Der Künstler lädt uns ein zu betrachten und die Spannbreite des Dialogs zwischen Wort und Bild zu entdecken.

Beim Gespräch mit Eberhard Hartwig in seinem Atelier hat er mich auch auf die Japanische Schrift aufmerksam gemacht.

Die Textform in der asiatischen Kultur hat eine lange Tradition: die Kalligrafie ist eine hochgeschätzte Kunst, in welcher Tusche, aber auch Aquarellfarben und farbige Tinte eingesetzt werden. Es ist nicht zu übersehen, dass der Künstler diese Bildsprache hervorgehoben hat, weder ist aber die präzise Nachahmung bestimmter Schriftzeichen – weder die Kandji, noch die Harigana – hier deutlich zu erkennen, noch ist die Schreibweise von rechts nach links eindeutig festzustellen. Er lässt die Schrift fließen und lässt den Betrachter weiter rätseln.

Das japanische Wort „Shodo“ wird mit „Weg des Schreibens“ übersetzt. Wie lange das chinesische Schriftsystem seinerseits bereits bestanden hatte, ist nicht belegt. Die ältesten bislang gefundenen Zeichen stammen aus der Zeit um 1400 vor Christus.

Es waren die japanischen Dichter, die im 7. und 8. Jahrhundert aus künstlerischen Beweggründen damit anfingen, die chinesischen Schriftzeichen nur als Lautzeichen zu verwenden und führten Hiragana und Katagana als reformierte Schrift ein.

Eberhard Hartwig hat die Gestik der Hiragana improvisierend nachgeahmt und stellt mittels eines feinsinnigen Ergebnisses in harmonischen Reihen „den Weg des Schreibens“ vor.

Die Dominanz der Interpretation des Textes in seiner Installation bekommt hier eine bezeichnende Rolle, in der die Kraft der Bildlichkeit durch „neutrale Zeichen“ die Grenzen der Sprache durchbricht. Die Installation als Werk verwandelt die Betrachtungsweise, wir sehen die Schrift nicht als Dokument, sondern als Monument und die Schriftzeichen treten wie Symbole in ein sehr spannendes Ensemble. Ich komme auf den Titel „Briefe“ zurück und wage zu vermuten, dass wir vor einem Ensemble inne halten und wie vor Zeugnissen menschlicher Beziehungen einem Hauch Voyeurismus gegenüberstehen.

Geöffnete Briefe, geheime Schrift in geordneten Reihen, Spurensuche und Deutungsansätze: das Archiv mit akkurat gepflegten Reihen und vergilbten Ordnern, makellos gepflegt, sortiert und erfasst, die Welt der Geheimnisse, das Arbeitsgebiet des Suchens. Für Eberhard Hartwig stellt dieser Zustand eine besondere Herausforderung dar, die sich mit dem Thema Macht auseinandersetzt. Wissen ist Macht und das Aufbewahren von Wissen und Geheimnissen gilt als „zentrales Kapital politischer und ökonomischer Macht“.

Hier liegt die größte Originalität der Installation von Eberhard Hartwig: die dargestellten Grenzen zwischen den verschiedenen Kulturen und Epochen, zwischen der künstlerischen, der philosophischen und der geheimen Sprache. Anderseits schaffen es diese imaginären Grenzen, eine fließende Ähnlichkeit zwischen den Epochen und Kulturen wiederherzustellen. In der raffinierten Reihenfolge von Beispielen der Schrift und der Sprache, die über Jahrtausende mehrfache Wechselverhältnisse erfuhr, variieren Elemente der profanen Ikonographie.

Eberhard Hartwig wurde 1957 in Berlin geboren und erhielt seine Erfahrungen mit der Schrift bei der Lehre und der Arbeit als Schriftsetzer und Drucker zwischen 1974 und 1993.

Einen zentralen Platz seiner Installation hat die 60 cm hohe Skulptur aus Porenbeton mit dem Titel „Torso“ erhalten. In die geschwungene abstrakte Form des plastischen Kunstwerks ist eine flache Vertiefung eingearbeitet, in die mehrere Schriftreihen eingemeißelt sind. Als Torso wird (normalerweise) eine figurative Statue bezeichnet, die wegen Zerstörung ohne Gliedmaßen zu sehen ist, also eine verstümmelte Darstellung einer Statue, und so einfach als Teil eines Ganzen zu verstehen ist. Im Kontrast mit den gleichmäßig verlaufenden Reihen der umgebenden Schriftbahnen wirkt die Skulptur etwas fragil.

Das Texttorso erinnert an die Keilschrift, die Schrift der Babylonier und Sumerer. Die ältesten erhaltenen Texte in Keilschrift stammen aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Als Schriftsetzer lernte Eberhard Hartwig das Handwerk des Buchdrucks und mit diesem Texttorso arrangiert er auf eine stillvolle Weise im Zentrum seiner Installation eine wunderbare Hommage an das Urbild der Schriftsetzung.

Eberhard Hartwig machte eine Ausbildung als Graphiker und gründete 1990 seine eigene Druckwerkstatt für Lithographie, Radierung und Hochdruck in Berlin. Er präsentiert hier in den Räumen des Museums auch einige seiner graphischen Arbeiten in Carborundumdruck und Aquatinta.

In seiner graphischen Arbeit dominieren abstrakte Bildmotive, die durch klare Linien und Formen bestehen und bewusst zwischen Leere und Fülle agieren. Die in seiner Malerei kennzeichnende Methodik des Künstlers ist deutlich zu erkennen: seine künstlerische Aussage provoziert, erfragt und fordert ermutigend den Betrachter auf, in einem zeitlosem Raum eigene Interpretationen wahrzunehmen, die sich bis zur Unendlichkeit fortsetzen können.

Die Skripturale Malerei in Hartwigs Installation ist ein Objekt, dessen Bedeutung aus der besonderen dreidimensionalen Konstruktion, zusammen mit anderen Mitteln der bildenden Kunst, erweitert wird. Als Text-Objekt stellt die Installation die Ehrlichkeit eines offenes Buchs dar. Das große Format der Schriftblätter erlaubt dem Künstler, bei der Arbeit frei mit dem ganzen Körper zu agieren, und dem Betrachter die improvisierte Sprache der visuellen Poesie vollkommen aufzunehmen.

.                                                                                                                               Juliana Hellmundt, Kunsthistorikerin, 28.02.2018


 

Eberhard Hartwig – Maler, Graphiker, Buchgestalter, Drucker, Dozent, Galerist

 

In einer dieser ruhigen, schmalen, kopfsteingepflasterten Querstraßen zwischen der Greifswalder Allee und der Bötzowstraße, parallel zur Danziger Straße im Berliner Prenzlauer Berg befindet sich seit 2005 im Erdgeschoss eines dieser Bürgerhäuser das Druckgraphikatelier Eberhard Hartwig. Man kommt zu den Öffnungszeiten eigentlich nicht vorbei an diesen Räumlichkeiten. Ob man nun schnell oder langsam den Bürgersteig entlang hastet oder schreitet, plötzlich öffnet sich die große Glastür per Bewegungs- oder besser Öffnungsmelder. Fast ein wenig erschrocken, aber auch neugierig blickt man hinein in dieses Refugium aus Werkstatt mit altehrwürdigen Druckpressen, mit gerahmten Graphiken an den Wänden, Schränken voller Bleisätze mit verschiedensten Schrifttypen und Arbeitstischen. Immer mehr Besucher wurden es in den vergangenen Jahren, die nicht nur hineinblickten, sondern eintraten und schauten und wiederkamen und -kommen.

Es ist das Reich des Eberhard Hartwig, 1957 in Berlin geboren. Der gelernte Schriftsetzer und Drucker arbeitete bis 1993 in diesem Beruf als Schweizerdegen. Nebenher und auch danach besuchte er Kurse und Workshops verschiedener Berliner Künstler, wie Michael Hegewald, A. Niemann, Wulf Sailer oder Wolfgang Leber, und bei künstlerischen Druckern, wie Michael Kukutz, studierte in der Künstlerweiterbildung an der Hochschule der Künste. Seit 1991 wirkt er als Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen und seit 1998 arbeitet er freischaffend als Maler und Graphiker.

 

Das Druckgraphikatelier – Druckwerkstatt – Atelier

Eberhard Hartwig leitete seit 1990 eine seit Ende der 80er Jahre bestehende Werkstatt für künstlerischen Druck im Keller eines Hauses in der Mitte Berlins, erst im Auftrag des Bezirksamtes Mitte, dann der Jugendkunstschule Mitte. Hier wurden Druck- und Zeichenzirkel für den Jugendfreizeit- und Unterrichtsbereich angeboten. Hartwig baute die Werkstatt zielstrebig für den Hoch-, Flach- und Tiefdruck aus. Druckpressen wurden erworben, später durch neuere oder größere ersetzt. Anfang der 90er Jahre kam der Handsatz hinzu, das rein graphische Angebot wurde um den Buchdruck erweitert. Dem gelernten Schriftsetzer und Drucker war die Verbindung von Schrift und Druckgraphik und ihre Verwirklichung in der freien Graphik wichtig, sei es im originalgraphischen Kalender oder im Buchprojekt. 1995 wurde die Edition keller-druck als Eigenverlag gegründet.

1998 kündigte die Jugendkunstschule aus finanziellen Gründen die Werkstatträume und den Werkstattleiter. Mit Pressen und Druckmaterialien übersiedelte Hartwig, und schon im Mai des folgenden Jahres eröffnete er das Druckgraphik-Atelier Hartwig im Prenzlauer Berg. Seitdem werden radierte Kalender verlegt, dazu kommen Buchprojekte, etwa: „Kleine Mitteldeutsche Vogelkunde“, 1995 und 1997 mit Handsatz und Ausfertigung in verschiedenen Materialien; 1996 das Buch „flügel schlag“ mit Holzschnitten von 14 KünstlerInnen und ebenso vielen Gedichten von behinderten DichterInnen im Handsatz, 2000 das Buchobjekt „Nussknacker“ mit einem handgesetzten Gedicht von Johannes Bobrowski und einer Farb-Kaltnadelradierung von Eberhard Hartwig oder 2006 das Buchprojekt „kann“ mit 12 Original-Graphiken und einem Gedicht von Erich Fried im Handsatz.

In dieser Werkstatt können Erwachsene und Kinder, Laien und bildende KünstlerInnen druckgraphische Fertigkeiten erlernen oder vervollständigen. Neben freien Angeboten werden Kurse im Auftrag der Volkshochschule oder des Vereins „Jugend im Museum“ durchgeführt. Bildende KünstlerInnen finden hier Druckmöglichkeiten unter der Anleitung eines Fachmannes. Und sie kommen nicht nur aus Berlin oder dem Umland, sie kommen inzwischen auch von weit her, aus Mexiko oder Brasilien beispielsweise.

Zur Verfügung stehen eine Litho-, zwei Radier-, eine Abzieh-, eine A4-Tiegelpresse und ausgewählte Schriftsätze.

So ist Eberhard Hartwig kein Lohndrucker in dieser seiner Werkstatt, sondern Bewahrer, Vermittler, Drucker in eigenem Auftrag – Bewahrer der alten handwerklichen Drucktechnik in ihrer Technik und ihrer Anwendung, Kunst-Vermittler in Kursen und Workshops mit dieser alten Technik und Drucker für die genannten Bücher, Mappen und Kalender, von Ausstellungsplakaten und natürlich der eigenen druckgraphischen Arbeiten.

 

Galerie – Ausstellungen – Veranstaltungen

Gleichzeitig beheimatet die Druckwerkstatt seit annähernd zwölf Jahren eine Werkstattgalerie mit wechselnden Personal- oder Gruppenausstellungen v.a. professioneller KünstlerInnen. Diese Ausstellungen, die nicht nur deutsche, sondern auch u.a. mexikanische, schweizer, bengalische oder chinesische Druckgraphik zeigen, richten sich nicht nur an ein kunstinteressiertes Publikum, sie sind auch beispielgebende Anregungen für die ElevInnen der Druckwerkstatt. Hier haben inzwischen Künstler, wie Wakilur Rahman, Annemarie Rost, Wolfgang Leber, Michael Hegewald, Günter Blendinger, Elli Graetz, Bernd Friedrich u.a. ausgestellt.

Die Ausstellungseröffnungen bieten dabei nicht nur die obligatorische Laudatio und anregende Musikbeiträge, sondern werden teilweise auch mit Lesungen, Vorträgen zur Kunst, zu druckgraphischen Techniken mit Vorführung verbunden. Sie sind inzwischen zu einem wiederkehrenden Event in dieser Werkstatt geworden mit einem Gewimmel von zahlreichen Besuchern zwischen den alten Druckmaschinen.

 

Der Künstler

Eberhard Hartwig hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur als Drucker, Werkstattleiter, Galerist und Herausgeber, sondern auch als bildender Künstler einen Namen gemacht, sowohl als Maler als auch in besonderem Maße als Graphiker. Dabei dominieren auch in seiner Malerei graphische Elemente.

 

In den Mischtechniken auf Leinwand und öfter noch auf Papier, den Collagen mit Übermalungen, den Farblithographien, den Radierungen, Farbradierungen und Monotypien zeigt sich auf den ersten Blick eine scheinbare Unordnung. Farbflächen, die nebeneinanderliegen, sich teilweise durchdringen, welche, die sich bedrohlich, meist von oben, ins Bild schieben, wieder andere farblich hell, zerfasernd, sich auflösend, farblich homogene Flächen stehen neben solchen mit sichtbaren Pinselstrukturen oder wirbelnden Ätzflächen. So erreicht der Künstler eine Räumlichkeit, die, außer in den kleinformatigen Landschaftsradierungen, nicht proportional in die Tiefe geht, sondern nach oben, dem Betrachter entgegen gehoben scheint.

Aber in allen Bildern wird sie spürbar, die sich bemühende ordnende Hand, in der kreativen Zuordnung der Flächen, aber besonders in der oft darübergelegten Zeichnung, sei es nun mit dem Pinselstrich oder den radierten Linien. Diese setzen einen eigenen Akzent, oft aber sollen sie die Flächen konturieren, sie bändigen. Aber Letzteres gelingt ihnen nicht, weil das Liniengebilde scheinbar abgehoben, verrutscht zu sein scheint. In anderen Arbeiten werden gestrichelt strukturierte Flächen horizontal und vertikal gegeneinander gesetzt. Kanten werden so durch Überzeichnungen, Übermalungen oder Überklebungen geläutert.

Es ist eine abbildende Kunst mit mehr oder weniger starken Tendenzen zum Ungegenständlichen, der reale Vorlagen vorausgegangen sind oder Pate gestanden haben, wie die verrätselten, anspielungsreichen Bildtitel verraten. Es sind Bilder, in denen sich gesehene Realität mit eigener Befindlichkeit und kreativer Gestaltungskraft durchdringen, die mit ihren aufgebrochenen, zergliedernden Elementen den Charakter ursprünglicher Chiffren erhalten. Sprachmittel der lyrisch-expressiven Abstraktion finden z.T. Eingang in den Hartwigschen Formenkanon.

Dazu kommt das Prinzip der Reihung, das es in vielen seiner Bilder gibt, die sich in ihrer Abstraktion der Gegenstandslosigkeit nähern. Am deutlichsten wird das in den Graphiken, die von der Ursprungsradierung Regatta ausgehend, hin zu der Gatta- und Ogatta-Folge führen, aber auch in den Blättern von der Reede, die alle von einem Boots- oder Schiffskörper ausgehen, bis hin zur Darstellung der gerollten Heu- und Strohballen, ursprünglich gesehen und in den Motivkanon aufgenommen auf einer Reise in die französische Provence.

Diese Bilder mit ihrer atmosphärischen Stimmung zeichnen sich durch eine Dichte und Tiefe aus, die der Künstler durch wiederholte Überlagerungen, durch in sich verwobene Strukturen und die Verschränkung der Räume erreicht. Offene Formen verzaubern fest Gefügtes.

2003 entstanden die ersten fein geordneten, zutiefst harmonischen skripturalen Sprachblätter in einer ganzen Reihe von Monotypien, uralten Schriftstücken oder musikalischen Partituren gleich, aber von ausgewogener Harmonie und vibrierender Musikalität. In ihrem Charakter des Zusammenwirkens von Zeichen, Linien und leeren Flächen verweisen diese Bilder in eine phantastisch-metaphysische Welt von Ruhe, Bewegung, Rhythmus bis hin zu meditativem Verweilen. Es sind keine direkt lesbaren Texte, aber auch keine verklausulierten oder Geheimschriften, es sind Psychogramme der unaussprechlichen Seiten unseres Ichs.

In gewissem Sinne sind es auch Reihungen in horizontaler Linie von einzelnen Zeichen, in vertikaler Richtung von seitenlanger Zeilenanordnung.

Inzwischen gibt es solche Sprach-Blätter auch als Radierung ausgeführt.

 

Eine weitere Werkgruppe im Oevre des Künstlers sind die kleinformatigen Kaltnadelradierungen von Studienaufenthalten in u.a. Dänemark, Großbritannien, Schweden, Frankreich sowie vom Darß, oder aus dem Oderbruch.

Diesen kleinen Radierungen merkt man förmlich die Freude an der gesehenen Wirklichkeit, an den Landschaftsformationen und Naturformen, an der gewachsenen Un-Ordnung und deren Harmonie an.

Sie sind meist ausgeführt in der Kaltnadeltechnik, jener Technik also, die scheinbar ohne Eleganz und Esprit, dafür spröde und kantig ist. Aber sie ist damit vielleicht die direkteste und ehrlichste in ihrer Sprache. Sie fordert den kräftigen, zupackenden Griff des Künstlers. Linien und Linienstücke formen die Bildmotive. Schraffuren schaffen Flächen, die manchmal wie selbstständig wirkende Partien neben den Formen und Figuren stehen, ästhetische Pendants sind. Es ist eine kantige Figuren- und Formenzeichnung. Diese kleinen Blätter sind sowohl eigenständige Kunstwerke wie auch graphische Skizzen für die im Atelier entstehenden größeren Ätzradierungen, Lithographien und Monotypien.

Dabei ist der Künstler vor der Landschaft ein sensibler bis meditativer Landschaftsdarsteller. In der Stadt aber wird er zum Chronisten, Porträtisten und Bewahrer. Hier sind es meist Einzelmotive, die darstellungswürdig werden: die Straßenlaterne etwa oder der K(anonen)ofen.

Nimmt zwar die Kaltnadelradierung einen wichtigen Platz ein, doch gibt es daneben auch die anderen bildkünstlerischen Techniken der Druckgraphik, nicht selten in experimenteller Kombination. Das Vorhandensein einer Druckwerkstatt scheint oft oder immer zu experimentellem Umgang mit graphischen Techniken anzuregen.

Und immer wieder stößt man im Werk des Künstlers auf diese Besonderheit: Die „Betitelung“. Die Titel sind selbst gefundene Wortspielereien aus dem Motiv oder der topografischen Bezeichnung heraus, oft aus zwei Wörtern bestehend, aber zu einem Wort zusammengefügt. Sie bewegen sich also zwischen tatsächlicher Beschreibung und scheinbarem Nonsens, die sich dem uninformierten Betrachter nur stückweise oder gar nicht erschließen. Hier ist er ein Provokateur. Wie ist es denn: Meist schauen wir doch bei der Betrachtung eines Bildes zuerst auf den Titel und dann auf das Bild, um es zu verstehen. Seine verballhornenden oder verrätselten Titel sollen weiteres Nachdenken provozieren.

.                                                                                                                                                            Volkhard Böhm, 2011, für „Sinn und Form“ (unveröffentlicht)


 

Symbolum. Skripturale Malerei

Eberhard Hartwig stellt Kunst in den Raum, als Objekt der Variation, mehrteilig, einteilig, einseitig, zweiseitig, vielseitig, zwischen figurativ und abstrakt… Die Vielfalt der Wege und Linien, der Dehnungen und Zusammenziehungen, der Geradlinigkeit und Brechungen reizt die Phantasie und führt zu einem gleichnishaften Eindruck einer in die Natur hineingesehenen menschlichen Erfahrung, der Erfahrung der Bewegung, der Turbulenzen ganzer kleiner Welten. In der Linie sieht Hartwig das Gleichnis zum Leben, Schicksal und dessen Verflechtungen. Hieroglyphenartige Zeichenreihen, Kürzel, geometrische wie organische Zeichenkombinationen sind zu ablesbaren Zeilen geführt, deren Sinn erst im Betrachter entstehen muss, durch ein Befragen und Vergleichen dieser Zeichen und ihrer Konfrontierung mit der eigenen Erfahrung. Das Verstehen dieser Zeichen ergibt sich eigentümlich rasch, da ihr Ansatzpunkt im funktionalistischen Bereich liegt, von Gleichgewicht, Balance, Takt, Echo, Tragen, Lasten, Rollen, Schweben handelt, deren mechanischer Nachvollzug in der Meditation unvermittelt in den metaphysischen Bereich führt…
Die Gestaltzeichen, die auch Figürliches assoziieren lassen, bilden ein ganzes Rastersystem, gleichen Erlebnisberichten, erinnern an Notenschriften oder choreographische Aufzeichnungen und verdeutlichen so die Systematik eines Ablaufs… Sinnliches Erleben ist hier verbunden mit mediativem Denken.

.                                    Prof. Dr. Klaus Hammer, Berlin, August 2007, im Faltblatt „AUFZEICHNUNGEN . skripturale Malerei und Graphik von Eberhard Hartwig“


 

Als ich gestern abend in seinen nagelneuen Sprachraum voller hockender, tanzender, auf den Kopf gefallener und nach vorn stürmender Scribentismen trat und es mir schwerfiel, ihn wieder zu verlassen, waren meine Zweifel weggefegt. Kein Tapezie-ren, sondern Auszeichnung des Raumes! Keine kleinen Kritzeleien, sondern ein ganzes Weltenpanorama und inne-res Drama, was er in waagerechten und vertikalen Schriftbändern auf (s) gerollt hat.

Die letzten eineinhalb Monate scheint er wohl für nichts anderes als diese Aufzeichnungen gelebt zuhaben…

Und so entstanden meinerseits über Nacht ein paar Gedanken über

Prozessuale Textbilder – die begehbaren Verständnisräume des Eberhard Hartwig in der Galerie F92

Schon vor einigen Jahren hat der Berliner Schriftsteller Peter Huckauf darauf verwiesen, daß es ein Kommunizieren gebe, das sich den „heutigen zahllosen Krücken einer sogenannten ,Modernen Kommunikationswelt'“ weitgehend entziehe. Diese Hier- und Daseinsform finde einzig und allein in der Begegnung Einzelner ihren verwirklichenden Sinn. So werde sie ganz folgerichtig und zwanglos zu einem Bund von Freien und Gleichen.

Daß Eberhard Hartwig die Beschäftigung mit der eigenen Subjektivität im experimentellen Selbststudium betreibt, habe ich oftmals schon bei Einblicken in seine Produktion und Gesprächen im Atelier gespürt und zu sehen bekom-men. Es ist erst ein gutes halbes Jahr her, daß er seine Erlebnisse wie inneren Zustände in einer zeichenhaft geformten Malerei als sandfarbig schimmernden „Felsbruch“ in der Galerie „100″ öffentlich machte. Nun hat ihn seine empirische Arbeits- und Lebensweise und die darin entwickelte Methode der Eigenbeobachtung mit dem Resultat prozessualer Textbilder endgültig in den Kreis der konzeptuellen visuellen Poeten, eine weltweit sich vernetzende, akribisch-kryptisch forschende Gruppe von Sprachdeutern und -Pflegern, gebracht – ohne, daß sie vielleicht von diesem Zuwachs wissen. Dies ist meine erste Erkenntnis beim Durchwandern dieser Ausstellung in der F92.

Der Künstler hat sie mit „letzte Aufzeichnungen“ überschrieben, das L wohlgemerkt kleingedruckt, weil es nur die Beschreibung der Art dieser Niederschriften meine. In der Tat, sie sind frischen Datums – manche sogar so aktuell, daß Tusche und Leinöl, mit der sie von Hand aufs Papier gebracht und mit allerlei farbigen Flüssigkeiten darauf stabilisiert wurden, bei geöffnetem Fenster (nach Augenzeugenbekunden) schon ein paar Häuser vor der Galerie ihren eigenartigen Duft entfalten. Der Anfangsbuchstabe des folgenden Worts aber muß großgeschrieben sein, sagt Eberhard. Aufzeichnungen, das sei seine wichtigste Botschaft für den Betrachter. Was sachbetont klingt, dominiert und entfaltet sich jedoch in überwältigender Fülle, Differenziertheit und Fragilität: das kalligraphische Moment diese Werke.

Man soll, auch als Redner, Besuchern nichts vorschreiben, doch ich rate, zunächst im Eintrittsraum zu verweilen und dann auf dem links abbiegenden Gang sich umschauen, ehe Sie nach rechts abbiegen. Dann nähern wir uns zuerst jenen auf meterhohen Papieren in diesem Frühsommer entstandenen Monotypien, die schwarz-weiß, grün-schwarz oder braun­schwarz, vor allem aber in vielen Braun-in Braun-Schattierungen gedruckt sind, von weit über einem halben Hundert, die existieren, werden 16 in dieser Ausstellung vorgestellt. Hinzu kommen fünf Mischtech-niken, bei denen die konkreten Schriftzeilen, überzogen von einer graublau-weißen Farbdecke wie von einem löchrigen Mantel aus Eisschnee zugedeckt im gesättigten Papierfonds schlummern; sie stammen bereits aus dem vorigen Jahr. Die früheste Aufzeichnung, eine Schwarz-Monotypie, Blatt 10, datiert von 2003. Hier setzt Eberhard Hartwig nach eigenem Bekunden auch den Beginn seiner zyklischen Arbeit an den Schriftblättern und -rollen an, von der er erstmals mit einem Wand-Tableau Kunde gab in der benachbarten Galerie am Prater.

Der Maler, Graphiker wird zum Zeichner, der anderen Einsicht in an sich selbst adressierte Briefe gestattet. Da diese Briefe inzwischen enormes Ausmaß und eine beträchtliche Dimension räumlicher Tiefe erlangt haben, übersteigt das Ergebnis die Norm von persönlichen Tagebucheinträgen. Hier ist wohl eher ein Chronist am Werke, ließe sich mutmaßen, zumal es thematisch um solche komplexen Begriffe und Vorgänge wie Kommunikation, Erinnerung, Sich-Finden, Identität geht. Eberhard hat sie, besonders in diesem Raum hier zu einem begehbaren, erlebbaren Archiv oder einer Bibliothek angeordnet. Eine künstlerische, denn Eberhards Niederschriften gehen weit übers Dokumentarische hinaus. Die erreichte Aura, das ästhetische Moment ist es, was der gebauten Form Atemluft verschafft und den Eindruck von berechnendem Kalkül und hermetischer Abgeschlossenheit von sich weist. Wandfüllende und mitten im Zimmer frei schwingende Bahnen, imaginäre Regale mit Buchstabenreihen, Schriftzeichen, die dem Raum ferner östlicher Kulturen zu entstammen scheinen. Sie befinden sich so leichtfüßig schwebend über den in regelmäßigen Abständen mit der Rohrfeder gezogenen Horizontallinien, aber mitunter streiken sie auch gegen die Fortbewegung, wenn sie in dickfarbig plumper Gestalt sich nicht vom Fleck rührend, eine Barriere bilden, die den Lesefluß stoppt.

Blatt für Blatt bzw. richtiger gesagt, Papierrolle um Papierrolle von der Decke bis zum Boden entfaltet -37,5 laufende Meter geordneter Notizen. Jedes Blatt wird zum Schauplatz, einen Grenzberührungsfeld von Sprachlosem und Sprachdeuten in verschiedenen Stufen und Modi… Empfindungen, Triebe, Vorstellungsschübe, gefüllte Affekte, negative wie positive Erwartungseffekte treten im Schreibprozeß auf und Eberhard Hartwig versucht, sie als assoziativ gestaltetes Textbild zu binden, zu graphisch arbeitenden Gruppen wachsen zu lassen, die nach einer Rückkopplung mit dem Gedankensystem des Beginns verlangen.

Eine Gebrauchsanweisung, wie diese Blätter zu lesen sind, spräche gegen ihre Eigenart und den Charakter des Umgangs mit Kunst. Die Augen können wie gewohnt von links nach rechts wandern, aber auch von oben nach unten oder von hinten nach vorn und umgekehrt. Erst wenn wir in einiger Entfernung zum Bild von der Oberfläche bis zum Grund sehen, entdecken wir helle und dunkle Zonen der Schreibflächen, Anspannung und Entspannung, rätselhaftes Dunkel, unauflösbares Dickicht, nebulös verschwommene Felder und daneben aus der Tiefe aufleuchtende scharfe Buchstabenfiguren. Permanent wird unser Sprach- und Materialbewußtsein angeregt. Papier wirkt transparent oder bleischwer, mitunter auch ledern, eine stumphe, undurchsichtige Masse.

Von nah und fern nehmen wir Eberhard Hartwigs Sprachblätter als ein ganzes optisches System wahr, das vom Blick her erfaßbar ist, sich jedoch auch in der Zeit entfaltet, wir filtern daraus sprachliche Information. Und im Übergang von der überlegten zur automatischen Niederschrift liegt auch handschriftseigener Widerspruch. Die formale Struktur der Aufzeichnung der Briefe schließt Naivität und Anmut des Handschriftlichen ebenso ein wie notwendige passive leere Stellen. Die Zeichnungen sind gesättigt schließlich auch durch den Reichtum abstrakter Details, die unsere Phantasie beflügeln und sogar meditative Momente der Annäherung einschließen können. Der Bildautor schreibt zeichnend seine Geschichte, und wir werden beim Anblick seiner Kunst nicht nur nach dieser, sondern auch nach den eigenen Geschichten suchen und fündig werden.

Man darf erstaunt sein, muß sich aber eigentlich nicht wundern, wenn es Eberhard Hartwig in dieser Ausstellung in die Geschichte der Sprache und ihrer Darstellung zurückführt. Für den gelernten und bis heute als einer der wenigen noch professionell mit dem Bleisatz praktizierenden Schriftsetzer ist es die Rückkehr zu den eigenen Ursprüngen. (Viele wissen gar nicht mehr, was das ist -Bleisatz! Wie schwer er wiegt, erfuhren Eberhards befreundete Kollegen, die ihm beim letzten Umzug seines Graphikateliers halfen, am eigenen Leibe.).

Grundsätzlich geht es in Eberhards Sprachblatt-Produktion um das Schaffen von Verständnis- aber auch Verständigungsräumen. Sein künstlerisches Prinzip dabei hat er fast lehrstückhaft in einer neuen Mappe mit Radierungen, vierzehn Ätzungen, zum Ausdruck gebracht. Wie beim ersten Schulheft der ABC-Schützen wiederholen sich Zeile für Zeile in Reihe die Umrisse einfacher Gegenstände oder geometrische Zeichenformen – Kreise, Dreiecke, vertikal ausgerichtete Streifen wie zum Sonett aufgereiht – was ist es? Das fragt der Künstler, bevor ein anderer es von ihm wissen will, lieber selbst und entzieht sich danach ebenso geschickt wie mit vollem Recht einer beschreibenden Antwort. Vielmehr gibt er der auch im Satztechnischen fabelhaft gestalteten und gedruckten Mappe einen tröstlich offenen Erich Fried-Kommentar bei. Es kommen darin Worte vor wie Unsinn und Vernunft, Unglück und Berechnung, Angst und Schmerz, Aussicht und Einsicht, Stolz, Leichtsinn und Vorsicht. Sie werden mehrfach zurückgeführt auf eine andere, immer wieder notwendig erscheinende Sprachfindung: Liebe. Auf den genauen Wortlaut darf ich an dieser Stelle verzichten; Sie können den vollständigen Text des Kann sein- Gedichts im Gang selbst in der guten, gestochen klaren Garamond lesen.

Zum Schluß meiner kleinen Einführung habe ich diese Vokabeln genannt, da es sich in meinem Verstehen um Hartwigsche Schlüsselworte seiner kryptisch (wie er selbst sagt) reflektierenden Auseinandersetzung in den alltäglichen Mühen des einfachen und so schwer zu machenden gewöhnlich ungewöhnlichen Lebens handelt; auch seinen letzten, also den jüngsten Aufzeichnungen. Ihre rhythmischen Schwingungen zeugen nicht nur von ernsthafter Entschlossenheit, Lust und Spielfreude, sie entwickeln ein Spannungsgefühl für Vernetzungen und Widersprüche, die sich nach den Gesetzen des Lebens wie den Regeln der Kunst im Prozess des Umgangs mit ihnen auflösen, bis zum Erreichen des nächsten Gefahrenpunktes.

Nutzen wir diese temporäre Bibliothek, um einzutauchen in diese nahen wie zugleich fernen Welten von Chaos und Ordnung. Die Wahrheit liegt ja meist zwischen den Polen und dieses Zwischenland (ein Niemandsland ist es jedenfalls nicht) hat Eberhard in seinen Briefen nicht nur als sehr weit und groß bemessen, er hat es auch höchst vielgestaltig ausgeschrieben, auf das der begehbare Verständnisraum, entdeckt und genutzt wird.

.                                                   Astrid Volpert, aus der Eröffnungsrede zur Vernissage am 18. August 2006 in der Galerie F92 am Teutoburger Platz


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Unter dem Titel „Aufzeichnungen II“ fasst Eberhard Hartwig die hier gezeigte Auswahl der vorrangig im Jahr 2003 entstanden Werke: Malerei, Monotypien und Radierungen. Neu und in dieser Ausstellung erstmalig präsentiert, sind seine Arbeiten in Stein, die sich in ihrer künstlerischen Sprache supplementär zur Malerei und Grafik verhalten – eine Weiterführung seiner künstlerischen Intentionen unter Verwendung neuer Materialien bedeuten.

Generell stehen Malerei und Druckgrafik bei Hartwig in wechselseitigem Bezug. Alle Arbeiten verbindet eine auf Beobachtung und Naturstudium fußende, stark reduzierte Formensprache, die von Skizzen, Erinnerungen und von frei assoziierten Formen ausgeht.

Gemeinsames gründet sich auch in der Arbeitsweise: im Schritt-und Schichthaften des Erarbeitungsprozesses, in dessen Verlauf Entscheidungen getroffen und wieder verworfen werden. Im Modus des Suchens und immer wieder Zerstörens finden mehrfach übereinander gelegte Flächen, Linien und Strukturen zu einem Konzentrat eigener Sehweise und Mitteilung. Einmal zu eigen gemachte Formengruppen werden in einer großen Reihe von Kompositionen intensiv untersucht, Wesentliches wird selektiert und wieder neu eingebunden. So dominiert beispielsweise eine raumgreifende, gewölbte Fläche — anmutend wie ein sich auftürmender Berg oder mächtiger Schiffsrumpf — nicht nur viele seiner Gemälde, sondern findet sich ebenso in seinen größeren mehrfarbigen Grafiken oder blockhaft in Stein gemeißelt wieder. Hartwigs Schaffen mit der Vorliebe für prozeßhaftes Entstehen, laborierendes Verändern, wechselndes Ausschließen und Vorantreiben bewegt sich zwischen artifizieller Erfahrung und spielerischer Freiheit. Eine Glasscheibe zerspringt beim Drucken einer Monotypie, wird wieder zusammengeschoben, mehrfach neu eingefärbt, zersplittert immer mehr — Hartwig entscheidet sich für den Zufall, integriert ihn in seine Arbeit.

Eberhard Hartwig ist gelernter Schriftsetzer, hat viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet – Bleilettern, typographische Gesetze, der Vorgang des Druckens und die Beschaffenheit der verschiedenen Papiere sind zur Essenz geworden, aus der er schöpft und aus der heraus sich verschiedene Werkgruppen begründen:

Telefonbücher, deren Seiten in einem zeitaufwendigen Prozess ähnlich akribischer Tagebuchaufzeichnung über mehrere Jahre Zeile für Zeile bearbeitet und partiell übermalt wurden. Fragmente der ursprünglichen Typografie und Hartwigs Einzeichnungen verschmelzen hier zu neuer Bildtektonik und diese Bücher werden zu einem sehr eigenen Kommunikationsmittel.

Seine kleinformatigen Radierungen bilden eine weitere umfangreiche Kollektion. Spontan und oft auf Reisen in die Platte gekratzt, fungieren sie häufig als Skizzenvorlagen.

Parallel dazu entstehen Kollagen, deren Spannung durch den Einsatz von Zeitungsfragmenten, die Tonigkeit typografischer Grauwerte, bestimmt wird.

Ein wesentlicher Bestandteil seines Werkes ist die sehr umfangreiche Sammlung der Farbradierungen. Bei diesen aus mehreren Platten gedruckten Arbeiten — oft Unikate — nutzt Hartwig einen unerschöpflichen Fundus an Variationsmöglich­keiten.

Nicht fremd im Werk, aber doch neu in der momentanen Konzentration, sind seine kalligraphischen Kompositionen. Der Begriff der Kalligrafie ist in diesem Falle anfechtbar. Hartwig bedient das Zeilenraster einer geschriebenen Textseite, füllt es mit schriftähnlichen Strukturen bzw. Linienverkettungen und fügt mitunter Lesbares und Fragmentarisches ins Bild.

Diese geradezu „heruntergeschriebenen“ Blätter, ob mit dem Pinsel auf farbigen Gründen, in der Radierung oder der Monotypie gehorchen der Schönheit des schriftlichen Tuns und erscheinen als motorisch fließender Rhythmus. Kalkül bleibt weitestgehend ausgespart. Vielmehr zelebriert Hartwig die handwerkliche Kultur des „Aufzeichnens“.

Er übernimmt Teile des typografischen Regelwerks — Zeile, Spalte, Satz. Schrift wird von ihm jedoch nur als Inspirationsquelle genutzt. Seine assoziierten, erfundenen Zeichengefüge teilen keine sprachlichen Inhalte mit. Für den Betrachter erschließt sich vielmehr ein Stück Innerlichkeit. In Spuren Lesbares lässt einen Gedanken oder Zustand erahnen. Unsagbares drückt sich in Unlesbarem aus. Derartig verwirrende „Veruntreuung von Sprache“, oszillierend zwischen Sinn und Substanz, ist gleichsam verhängnisvoll erfinderisch, rätselhafte Codierung und musikalisches Spiel…

.                                                         Sylvia Hegewald, Rede zur Ausstellungseröffnung „Aufzeichnungen II“, Eberhard Hartwig, Malerei, Graphik, Plastik .                                                                                        am 29.01.2004 in der Galerie am Prater


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Bei Eberhard Hartwig sind es zunächst keilschriftartige Einkerbungen im Papier, die geheimnisvolle Botschaften vermuten lassen. Er transferiert Schrift und Symbole in freie grafische Formen und lineare Strukturen, wobei die entstehenden Zeichen unmittelbare Ergebnisse des grafischen Niederschreibens sind. Die Analogie mit der Schrift ist aber nur formal, denn die solcherart entstandenen Zeichen definieren ein lineares Gebilde ohne Semantik – kalIigrafische Formen der Abstraktion, die in ihrer Anschaulichkeit konkret und ihrem Verständnis nach abstrakt erscheinen. Es hat den Anschein, als antizipiere der Künstler einige Aspekte einer Schriftsprache und benutze die kalligrafische Chiffrierung, um zwischen den Zeiten und den Zeilen zu vermitteln und dabei verschiedene Sinn-ebenen anzusprechen. Seine Schriftbilder tragen, gewollt oder nicht, in der kollabierenden Flut informativer Allgemeinplätze zur subjektiven Meinungsbildung bei. Er will sichtbar machen, den Dingen auf den Grund gehen und die Wahrnehmungen in einen essentiellen Zusammenhang mit Erkenntnis stellen. Insofern handelt es sich doch um Versuche, eine universale Sprache zu entwickeln, die der um sich greifenden Sprachlosigkeit entgegen wirkt.

.                                                  Herbert Schirmer, Lieberose im Mai 2003, aus der Rede zur Ausstellungseröffnung im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt


 

Eberhard Hartwigs graphische Denkbilder
oder: Auf dem Grat der Linie

Es war Paul Klee, der auf der Suche nach dem schwer herzustellenden Einklang zwischen Innen und Außen eines Bildes Linien „mein Ureigentum“ nannte. In seinem Tagebuch notierte er, Linie sei „Strom in die Ferne. Gedanke. Bahn. Angriff. Degen. Strich. Pfeil. Strahl. Schärfe des Messers. Gerüst. Zimmermann aller Form: Lot“.

Und ein anderer Meister seines Metiers, Arno Mohr gebrauchte zur Übersetzung des Begriffs Graphik die wohl denkbar kürzeste Formel: Linienkunst. Sie betont das Zeichnerische und ist pointiert formuliert.

Auch wenn diese Definitionen für eine hinreichende Erklärung des Faszinosums Druckgraphik gewiß nicht ausreichen, bin ich beim Durchschauen des sorgsam geordnet in einer dicken Mappe ruhenden Stapels frischer graphischer Blätter Eberhard Hartwigs sofort an sie erinnert. Denn es liegt auf der Hand, daß hier Linien als verbindendes, aber auch abgrenzendes Element dominieren. Samtig-weich heben sie sich aus dem Papiergrund hervor und bilden zu den beidseitigen Rändern hin einen scharfen Grat. Auf ihm wandern die Augen des Betrachters durch das jeweilige Blatt, aktivieren seine Gedanken.

Die visualisierte Reise führt durch von mittleren Grautönen fein abgestufte rhythmisierte Flächen, zwischen denen energetisch aufgeladen Schwarz und Weiß rivalisieren. Mitunter darf‘s auch eine andere Farbe sein, erdiges Braun zum Beispiel gehört zu Hartwigs bevorzugten Tönen. Einen ungewohnten Blickwinkel bietet die spannungsvoll hochgeklappte Perspektive, die als intelligentes Hilfsmittel unterschiedliche Bildgegenstände verknüpft. Ihrem Maß nach eher kleinen Formats, sind Hartwigs Drucke von elementarer Kraft und Gestalt. Konstruktion und Intuition bewegen sich im ausgewogenen Verhältnis.

Themen und Motive des Künstlers bleiben dabei überschaubar, unspektakulär. Ob es sich um Interieurs bzw. Landschaften der näheren Umgebung oder ferner Länder handelt, das im Bild Fixierte scheint genauer Beobachtung der Natur entlehnt und beinhaltet zugleich viel mehr als deren bloße Beschreibung sagen würde. Man muß immer mit etwas beginnen. Nachher kann man alle Spuren des Wirklichen entfernen, lautete Picassos Devise. Eberhard Hartwig verfährt ähnlich, wenn er, um des Ausdrucks willen und der Aufschlüsse, die sich daraus für unsere Seele ergeben, ausgiebig im Formalen forscht.

Befragt, warum er sich dabei seit 25 Jahren für das Medium Druckgraphik entscheidet, verweist der Künstler auf das Prozeßhafte des Gestaltungsablaufs, die Möglichkeit zu Intervention und Korrektur bis zum Schluß. Spontane Einfälle können jederzeit umgesetzt werden, auf zufällig Entstandenes läßt sich schnell reagieren. Hinzu kommt: Eberhard Hartwig kennt und nutzt, wie nur noch wenige Spezialisten es heute können, die technischen Raffinessen von Hoch- und Tiefdruck. Er reizt sie bis an die Grenzen aus, auch im Vergleich mit seiner Malerei. Die Umsetzung auf Reisen entstandener Skizzen geschieht meist zuerst auf der Platte, bevorzugt mit der kalten Nadel.

Dabei wird jeder Abzug zum Unikat. Denn in der Kunst sagt man alles am besten nur einmal und jedesmal auf die einfachste Art. Hartwig gelingt dies brillant in seinen Kaltnadelradierungen, aber auch bei Aquatinten oder Lithographien. Egal, ob toskanischen oder märkischen Ursprungs – seine sensiblen, mitunter witzigen Denkbilder kommen ohne die Maske schnell welkender modisch floskelhafter Attitüde aus. Selbst die Reminiszenzen an das Refugium der eigenen Druckwerkstatt strahlen Beweglichkeit und sinnlich erlebbare Identität aus. Und so ist wohl mit Eberhard Hartwigs Wanderungen auf dem Grat der Linie – graphisch gesehen – eben alles im Lot.

.                                                                                                                                                        Astrid Volpert, 2002, im Katalog „Eberhard Hartwig . Radierungen“


 

Monolith und Randgeschehen

Eberhard Hartwigs künstlerische Haltung ist geprägt von einer auf Beobachtung und Naturstudium fußenden, stark reduzierten Formensprache und dem damit korrespondierenden inneren Anspruch von Authentizität. Ausgehend von Skizzen, Erinnerungen und aus der Vorstellung gewonnenen Formen formiert sich Hartwigs flächig bezogene Malerei in mehrfach überlagerten Schichten zu einem codierten System landschaftlicher Reflexionen von hochgeklappter Perspektive. Weiße Flächen behaupten sich hier in klarer Trennung gegen schwarze, gefirnisste gegen matte, lasierende gegen deckende und – finden zu trügerischer Harmonie, denn diese wird durch widerstrebend-kippelige und schroff-einschneidende Linien gleichzeitig ad absurdum geführt. Zunächst geschaffene Kontraste in der Farbe mildert Hartwig durch das Überlagern mit weißer Lasur oder den Einsatz bevorzugter Grau-Braun-Töne; scharfe Kanten werden durch Überzeichnungen, Übermalungen und auch Überklebungen mit sorgsam ausgewählten Pappen und Papieren wieder unterdrückt. Gegen alle diese „Störfaktoren“ behauptet sich jedoch in den meisten Kompositionen eine blockhafte Fläche, deren farbige Turbulenzen eine Lasur kaschiert, die nur vereinzelt durch schwarze oder weiße Linien aufgerissen wird. Obwohl der Monolith kleinere Flächen aus der Bildmitte drängt, gleitet der Blick des Betrachters zunächst von der sparsamen Nuanciertheit der Hauptform ab und vertieft sich in das Randgeschehen, wo sich dunkle Partien als Raumtiefe und helle als verheißungsvolle Weite zu Bildern im Bild zusammenfinden und das Bedürfnis nach Festpunkten erfüllt wird. Gerade über diesen „Umweg“ aber – erschließt sich endlich die gedämpfte Klangfülle der großen Form.

Hartwigs Malerei atmet das schritt- und schichthafte ihres Erarbeitungsprozesses aus, in dessen Verlauf Entscheidungen getroffen und wieder verworfen werden, bis mehrfach übereinandergelegte, bearbeitete Flächen und einfache Linien zu verblüffender Dichte finden. Der Modus des Suchens und immer wieder Zerstörens ist hier bewußt gewählt, um Zufälliges zu provozieren und Erfahrung in Frage zu stellen. Die jeweils gefundenen Formengruppen werden einem intensiven Klärungsprozeß unterworfen und in einer großen Reihe von Kompositionen ausgelotet.

Die Methodik von Hartwigs Bildfindung in der Malerei ist nicht mehr zu lösen vom Experiment im graphischen Bereich. Die Möglichkeit, Zwischenschritte in kleinen Auflagen zu dokumentieren, befreit ihn hier vom Druck des Endgültigen und erleichtert ihm andererseits die stets auch als zerstörend begriffene Entscheidung in der Malerei. Oft auf Reisen entstandene, kleinformatige Kaltnadelradierungen erweisen sich – wie Skizzenvorlagen fungierend – als unerschöpfliches Reservoir für seine Arbeit in der Druckwerkstatt. Die größeren Platten basieren auf dieser „Erlebnissammlung“ und sind in ihrer endgültigen Form Hartwigs Malerei sehr verwandt.

Eberhard Hartwig zelebriert in seinen Werken nuancenreiches „Dazwischen“, das sich wie die Laune eines Moments, raum- und zeitlos als Nachricht vermittelt. Dies nicht als beabsichtigte Botschaft, sondern als Freifläche für eigene Interpretationen.

.                                                                                                                                  Sylvia Hegewald, 2002, im Katalog „Eberhard Hartwig . Malerei und Graphik“


 

Malerei / Graphik

 

 

Malerei / Graphik

von Eberhard Hartwig

23. September – 29. Oktober 2017

Eröffnung/Opening: Sa, 23.09.2017, 16 Uhr

Konzert: Uwe Kropinski, Gitarre

Ort/Location: Galerie Burg Klempenow, KULTUR-TRANSIT-96 e.V., Klempenow 15, 17089 Breest OT Klempenow – www.burg-klempenow.deAnfahrt hier

Öffnungszeiten/Opening times: Do – So 11 – 18 Uhr

 

 

Briefe schreiben, händisch. Informationen, Reflexionen übermitteln an einen Menschen, der sie braucht, sich wartend nach einem Wort sehnt?

Graphologen wissen über den Charakter der oder des Schreibenden Kernaussagen zu machen. – Der Berliner Künstler Eberhard Hartwig erinnert, dass Bild und Zeichen einst auseinander erwachsen sind.

Hier fließen seine Zeilen aus weichem Pinsel in freudiger Aufgeregtheit vorwärts, vorwärts. Da kratzt die Feder ab und an innehaltend, klecksend auch. Dort stehen senkrecht festgeschrieben Strich an Strich. Riesige, meterlange Bahnen reihen sich aneinander, weisen in eine Unendlichkeit von Gedankenfluss und Geschichte, Zukunft und Vergangenheit im Heute streifend.

In den Bildern von Eberhard Hartwig ebenfalls Zeichen, die als Klammern und Fixpunkte die zarten Farbflächenlandschaften im Format festhalten.

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Write letters, manually. Information, reflexions to a person who needs them, waiting for a word?

Graphologists know about the character of the or the writing core pronouncements. – The Berlin artist Eberhard Hartwig reminds us that the picture and the signs have once grown apart.

Here his lines of soft brush flow forward, forward in joyous excitement. Since the spring scratches from time to time, also blinding. There are written vertically to stroke. Huge, meter-long lines lined up, pointing to an infinity of thought flow and history, future and past in the day.

In the pictures of Eberhard Hartwig also characters, which as brackets and fixed points the delicate color area landscapes in the format hold.

 

Zum Vergrößern und für Titel-/Ortsangaben und weitere Informationen klicken Sie bitte auf die Abbildungen. / To enlarge and for Title / location specified and further information please click on the pictures.

H. Tworke begrüsst   Uwe Kropinski spielt Gitarre, 23.09.2017, Foto B. Lau   Uwe Kropinski spielt Gitarre, 23.09.2017, Foto B. Lau   Gäste der Ausstellungseröffnung, 23.09.2017, Foto B. Lau   Burgsaal, E. Hartwig, BRIEFe, 2006/07, Rohrfeder, Fett-Tusche, Pigmente auf Papier, je 3,25 x 1,33 m   Bodeninstallation, 7 BRIEFE, 12.10.2017   Burg-Kabinett, FFELD, 2016, und GROSSETUETE, 2002   Burg-Kabinett, E. Hartwig, EBBEND, BEGLEISST, HAFENWIESE + REGENTAG   E. Hartwig, EBBEND, 2000, Mischtechnik auf Papier, 52 x 73 cm   BOOTE, 2009, Tusche, Gesso auf weissem Karton und schwarzem Papier, 25,8 x 30,5 cm   Burg Klempenow von Süden her in der Sonne   Burgturm vom Garten aus, mit Apfelbaum   Burg Klempenow, Kanuverleih an der Tollense   Burg Klempenow,   Foto: Tworke


 

METROPOLIS in Mulhouse

 

 

METROPOLIS – Beteiligung/ Partizipation,

Über 300 internationale Künstler und Künstlerinnen zeigen ihre druckgraphischen Interpretationen zu diesem Thema. / More than 300 international artists and artists present their print-graphic interpretations to this theme.

05. – 30. September 2017

Eröffnung/Opening: Sonnabend, 16.09.2017, 16:30 Uhr

Ort/Location: Bibliothèque Grand’rue in Mulhouse, Frankreich, 19 Grand Rue, 68100 Mulhouse

Öffnungszeiten/Opening times: Dienstag – Freitag von 10 – 12 und 13:30 – 18:30, Samstag von 10.00 – 17:30 Uhr

 

                   


 

Impresiones del otro lado del Atlántico

 

 

Prints from the other side of the Atlantic / Impresiones del otro lado del Atlántico

Aquatint etchings, lithographs and monotypes / aguafuertes al aguatinta, Litografías y monotipos

by Eberhard Hartwig, Germany / de Eberhard Hartwig, Alemania

29. Juli bis 20. August 2017

Eröffnung/Opening/Inauguración: 29. Juli 2017, 18:00hrs

Ort/Location: GALERIA 910 OAXACA, Calle Macedonio Alcalá 305, Interior 3y 4, primer piso, Centro Historico, 68000 Oaxaca, Oax., Mexiko

Öffnungszeiten/Opening times: Mo – Sa 10 – 21, So 15 – 21 Uhr. / Horario: Lunes a Sabado de 10:00 a 21:00 hrs., Domingos de 15:00 a 21:00 hrs.

Die Ausstellung wurde mit einem kurzen Radiointerview vorab beworben und in einer Zeitungsrezension besprochen. / The exhibition was pre-advertised with a short radio interview and discussed in a newspaper review.

 

Eberhard Hartwig hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur als Drucker, Werkstattleiter, Galerist und Herausgeber, sondern auch als bildender Künstler einen Namen gemacht, sowohl als Maler als auch in besonderem Maße als Graphiker. Dabei dominieren auch in seiner Malerei graphische Elemente.

In den Mischtechniken auf Leinwand und öfter noch auf Papier, den Collagen mit Übermalungen, den Farblithographien, den Radierungen, Farbradierungen und Monotypien zeigt sich auf den ersten Blick eine scheinbare Unordnung. Farbflächen, die nebeneinanderliegen, sich teilweise durchdringen, welche, die sich bedrohlich, meist von oben, ins Bild schieben, wieder andere farblich hell, zerfasernd, sich auflösend, farblich homogene Flächen stehen neben solchen mit sichtbaren Pinselstrukturen oder wirbelnden Ätzflächen. So erreicht der Künstler eine Räumlichkeit, die, außer in den kleinformatigen Landschaftsradierungen, nicht proportional in die Tiefe geht, sondern nach oben, dem Betrachter entgegen gehoben scheint.

Aber in allen Bildern wird sie spürbar, die sich bemühende ordnende Hand, in der kreativen Zuordnung der Flächen, aber besonders in der oft darübergelegten Zeichnung, sei es nun mit dem Pinselstrich oder den radierten Linien. Diese setzen einen eigenen Akzent, oft aber sollen sie die Flächen konturieren, sie bändigen. Aber Letzteres gelingt ihnen nicht, weil das Liniengebilde scheinbar abgehoben, verrutscht zu sein scheint. In anderen Arbeiten werden gestrichelt strukturierte Flächen horizontal und vertikal gegeneinander gesetzt. Kanten werden so durch Überzeichnungen, Übermalungen oder Überklebungen geläutert.

Es ist eine abbildende Kunst mit mehr oder weniger starken Tendenzen zum Ungegenständlichen, der reale Vorlagen vorausgegangen sind oder Pate gestanden haben, wie die verrätselten, anspielungsreichen Bildtitel verraten. Es sind Bilder, in denen sich gesehene Realität mit eigener Befindlichkeit und kreativer Gestaltungskraft durchdringen, die mit ihren aufgebrochenen, zergliedernden Elementen den Charakter ursprünglicher Chiffren erhalten. Sprachmittel der lyrisch-expressiven Abstraktion finden z.T. Eingang in den Hartwigschen Formenkanon.

Dazu kommt das Prinzip der Reihung, das es in vielen seiner Bilder gibt, die sich in ihrer Abstraktion der Gegenstandslosigkeit nähern. Am deutlichsten wird das in den Graphiken, die von der Ursprungsradierung Regatta ausgehend, hin zu der Gatta- und Ogatta-Folge führen, aber auch in den Blättern von der Reede, die alle von einem Boots- oder Schiffskörper ausgehen, bis hin zur Darstellung der gerollten Heu- und Strohballen, ursprünglich gesehen und in den Motivkanon aufgenommen auf einer Reise in die französische Provence.

Diese Bilder mit ihrer atmosphärischen Stimmung zeichnen sich durch eine Dichte und Tiefe aus, die der Künstler durch wiederholte Überlagerungen, durch in sich verwobene Strukturen und die Verschränkung der Räume erreicht. Offene Formen verzaubern fest Gefügtes. …

Eine weitere Werkgruppe im Oevre des Künstlers sind die kleinformatigen Kaltnadelradierungen von Studienaufenthalten in u.a. Dänemark, Großbritannien, Schweden, Frankreich sowie vom Darß, oder aus dem Oderbruch. Diesen kleinen Radierungen merkt man förmlich die Freude an der gesehenen Wirklichkeit, an den Landschaftsformationen und Naturformen, an der gewachsenen Un-Ordnung und deren Harmonie an.

Sie sind meist ausgeführt in der Kaltnadeltechnik, jener Technik also, die scheinbar ohne Eleganz und Esprit, dafür spröde und kantig ist. Aber sie ist damit vielleicht die direkteste und ehrlichste in ihrer Sprache. Sie fordert den kräftigen, zupackenden Griff des Künstlers. Linien und Linienstücke formen die Bildmotive. Schraffuren schaffen Flächen, die manchmal wie selbstständig wirkende Partien neben den Formen und Figuren stehen, ästhetische Pendants sind. Es ist eine kantige Figuren- und Formenzeichnung. Diese kleinen Blätter sind sowohl eigenständige Kunstwerke wie auch graphische Skizzen für die im Atelier entstehenden größeren Ätzradierungen, Lithographien und Monotypien.

Dabei ist der Künstler vor der Landschaft ein sensibler bis meditativer Landschaftsdarsteller. In der Stadt aber wird er zum Chronisten, Porträtisten und Bewahrer. Hier sind es meist Einzelmotive, die darstellungswürdig werden: die Straßenlaterne etwa oder der K(anonen)ofen.

Nimmt zwar die Kaltnadelradierung einen wichtigen Platz ein, doch gibt es daneben auch die anderen bildkünstlerischen Techniken der Druckgraphik, nicht selten in experimenteller Kombination. Das Vorhandensein einer Druckwerkstatt scheint oft oder immer zu experimentellem Umgang mit graphischen Techniken anzuregen.

Und immer wieder stößt man im Werk des Künstlers auf diese Besonderheit: Die „Betitelung“. Die Titel sind selbst gefundene Wortspielereien aus dem Motiv oder der topografischen Bezeichnung heraus, oft aus zwei Wörtern bestehend, aber zu einem Wort zusammengefügt. Sie bewegen sich also zwischen tatsächlicher Beschreibung und scheinbarem Nonsens, die sich dem uninformierten Betrachter nur stückweise oder gar nicht erschließen. Hier ist er ein Provokateur. Wie ist es denn: Meist schauen wir doch bei der Betrachtung eines Bildes zuerst auf den Titel und dann auf das Bild, um es zu verstehen. Seine verballhornenden oder verrätselten Titel sollen weiteres Nachdenken provozieren.

.                              aus: „Impresiones del otro lado del Atlántico . Monotipos, acúatintas, aguafuertes y litografías“, Faltblatt zur Ausstellung in der Galerie 910 .                              Oaxaca, Mexico, mit einem Text von Volkhard Böhm, 2011, Oaxaca 2017

Eberhard Hartwig – The artist

In recent years, Eberhard Hartwig has made a name for himself as a printer, as a workshop manager, gallery owner and publisher, but also as an artist, both as a painter and as well as to a special extent as a graphic artist. At the same time, graphic elements also dominate in his painting.

In the mixing techniques on canvas and more often on paper, the collages with overpaintings, the color lithographs, the etchings, color etching and monotypes, a seeming disorder appears at first sight. Color areas that are juxtaposed, partially penetrate, which are threatening, mostly from above, in the picture push, again differently bright, fusing, dissolving, color homogeneous surfaces stand beside those with visible brush structures or swirling etching surfaces. So the artist reaches a spatiality which, except in the small-format landscape etchings, does not goes proportionally in depth, but rather to the top, elevate seems come towards to the viewer.

But in all the pictures it is palpable, the striking hand, in the creative allocation of the surfaces, but especially in the often overlaid drawing, whether with the brush stroke or the etched lines. But in all pictures she is palpable, the endeavoring ordering hand, in the creative allocation of the areas, but especially in the often overlaid drawing, whether with the brush stroke or the etched lines. These have their own accent, but they are often intended to outline the areas, to curb them. The lines does not succeed because the lines figment seem to be offshoot. But the latter them does not succeed because the lines figment to seem seemingly lifted, slipped. In other works, dashed textured areas are placed horizontally and vertically against each other. Edges are thus be clarified by overdrawing, over-painting or over-glueing.

It is a depicting art with more or less strong tendencies to the non-figurative, the real templates have preceded or have stood godfather, as the enigmatic, full of allusions picture title reveal. They are pictures, in which reality seen penetrate with own feeling and creative design force, that to receive with their broken up, dissecting elements the character of original initially chiffres. Linguistic means of lyrical-expressive abstraction find, for example, Entrance into the Hartwig’s formal canon.

In addition, the principle of series duplication, which can be found in many of his pictures, the approach in their abstraction to the non-figurativity. This is most noticeable in the graphics, which, starting from the initial etching REGATTA, lead to the GATTA- and OGATTA-Series, but also in the sheets of paper of the REEDE (roadstead), All of which emanate from a boat or ship’s body, up to the representation of the rolled hay and straw bales, originally seen and taken in the motif canon on a trip to the French Provence.

These pictures with their atmospheric mood are characterized by a density and depth, which the artist reaches through repeated overlays, through in itself interwoven structures and the entanglement of the spaces. Open forms enchant fixed builted. …

Another work group in the artist’s oeuvre are the small-format cold-needle/ Drypoint etchings by study visits to, among others Denmark, Great Britain, Sweden, France, Darss, as well as by the Darss, or from the Oderbruch. This small etchings you realize literally the joy of seen reality, of the landscape formations and natural forms, of the grown un-order and their harmony.

They are usually executed in the cold needle technique, of that technique, which apparently without elegance and esprit, however is brittle and angular. But it is thus perhaps the most directly and honestly in their language. It demands the powerful, gripping the handle of the artist. Lines and line segments forming the motifs. Hatching create surfaces, which sometimes stand as independent acting parts besides the forms and figures, are aesthetic counterparts. It is an angular figure and shape drawing. These small leaves are both independent works of art and also graphic sketches for the larger etchings with acid, lithographs and monotypes arising in the studio.

At the same time the artist are in front of the landscape is a sensitive and meditative landscape artist. In the city, however, he becomes a chronicler, portraitist and preserver. Here are mostly individual motifs that are worthy of representation: the street lanterns for example, or the cannon stove.

Although the cold-needle engraving occupies an important place, there are also the other artistic techniques of printing graphics, not infrequently in experimental combinations. The presence of his printing work studio seems to be often or always to an experimental handling of graphic techniques.

And in the work of the artist, one repeatedly is found this peculiarity: the „titling“ of the pictures. The titles are self-found word games out of the motif or the topographical name, Often consisting of two words, but combined into one word. They thus move between the actual description and the apparent nonsense, which are only accessible to the uninformed viewer in a piecemeal manner or not at all. Here he is a provocateur. How is it: Usually, when we are looking at a picture, we first look at the title and then at the picture, to understand it. His misleading or enigmatic titles are meant to provoke further contemplation.

.                              from: „Impresiones del otro lado del Atlántico. Monotipos, acúatintas, aguafuertes y litografías “ („Impressions from the other side of the .                              Atlantic. Monotypes, aquatints, etchings and lithographs“), leaflet for the exhibition in the gallery 910 Oaxaca, Mexico, with a text by .                              Volkhard Böhm, 2011, Oaxaca 2017

 

 

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Ausstellungseröffnung E. Hartwig, Galerie 910, Calle Macedonio Alcala 305, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Gäste bei Betrachtung, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Musiker C. H. Andres, A. G. Anaya und R. C. Cortes, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Xavier Scherenberg und E. Hartwig im Gespräch, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Xavier Scherenberg und E. Hartwig im Gespräch, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Buffet, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Die zwei Galeriefrauen, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Calle Macedonio Alcala 305, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Gäste beim Facebook-Fotografieren, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   im Gespräch, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   bei Bildbetrachtung, Ausstellungseröffnung, Galerie 910, Calle Macedonio Alcala 305, Oaxaca-Stadt, 29.07.2017, Foto B. Lau   Plakat - Cartel   E. Hartwig, RHYTHM, 08/2009, 4-Farb-Lithographie, 28,5 x 38,2 cm randlos   el Imparcial, El mejor diario de Oaxaca, 31.07.2017, Seite 2 E Cultura, Expone E. Hartwig


 

Koma

 

 

„Koma“ – Ausstellungsbeteiligung / Partizipation

Malerei / Graphik / Plastik / Objekte  // Paintings / Graphic / Plastic / Objects

von/by Alff, Buskies, Chmura, Dambrowski, Grundeis, Gundrum, Hartwig, Heinze, Hirsch, Huber, Hüttengrund, Kühn-Leihbecher, Kunath, Oehler, Prof. Pfennig, Raiber, Schmidt, Seidel, Werner, Wunderlich, Zemke

28. Juli – 10. September 2017

Eröffnung/Opening: 28. Juli 2017, 18 Uhr

15 Positionen aus der bildenden Kunst zu zunehmender Individualisierung und sozialen Unterschieden und der daraus resultierenden Spaltung der Gesellschaft. / 15 positions from the visual arts to increasing individualization and social differences and the resulting division of the society.

Ort/Location: Produzentengalerie M1 des Vereins Kunstzone Gera e.V., Mohrenplatz 1, 07548 Gera, Tel 0365-800 61 75

Öffnungszeiten/Opening times: Di – Fr 14 – 17, Sa + So 13 – 17 Uhr

        


 

Heiß und Kalt

 

 

Heiß und Kalt

Radierungen

von Tina Flau und Eberhard Hartwig

17. Juni – 18. Juli 2017

Eröffnung: Sonnabend, 17. Juni 2017, 17 – 20 Uhr

Rede: Reinhard Griebner, Kulturwissenschaftler/Journalist & Autor

Musik: Hinrich Beermann, Saxophon

Finissage/Künstlergespräch: Mittwoch, 12. Juli 2017, 19.00 Uhr

Ort/ Location: Druckgraphik-Atelier, Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3, 10407 Berlin

Öffnungszeiten/Opening times: Mo 16.00 – 18.30, Di 18 – 22 Uhr und nach Vereinbarung/and by appointment

 

Die 100. Ausstellung im Druckgraphik-Atelier präsentiert Kaltnadelradierungen in Gestalt markanter Linien und Flächen in Gegenüberstellung geätzter Tiefe – Reduktion pur: Zurücknahme durch Weglassen anstelle von Überfrachtung.

Tina Flau, geboren 1962 in Scharnebeck, studierte nach einer Lehre im ökologischen Landbau, 1981-88 Agrarwirtschaft und im Anschluß daran bis 1991 Malerei/Grafik an der Kunsthochschule Alfter bei Bonn sowie 1994-99 Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

Tina Flau´s Arbeiten sind durch immerwährendes Forschen und Hinterfragen gekennzeichnet von formaler Prägnanz und Verdichtung bis hin zum Zeichen. Alltägliches wie Häuser, Sofas oder Pflanzen werden verdichtet beim Eingraben mit der Kaltnadel zu Codes unserer Umwelt.

„Die Langsamkeit des Arbeitsprozesses an diesen Strich für Strich in die Platte geritzten Bildern ist wesentlich für ihren Ausdruck verantwortlich. Es gibt keine beiläufigen Striche, keine zufälligen Linien oder Flecke. Alles ist entschieden, unbedingt formuliert. Entsprechend besitzt der Druck kontraststarke grafische Linien und Flächen, farbige Tiefen und eine Leidenschaft, deren Intensität ihresgleichen sucht. … Tina Flau nutzt die Suggestionskraft des Begriffes „Welten“, seine Fähigkeit, etwas Weites, Komplexes und im Augenblick noch Verborgenes hinter einem Bild anzukündigen.“ (Mathias Lindner, Kunstwissenschaftler, Direktor Neue Sächsische Galerie Chemnitz, zur Serie „Welten“, 2004)

 

Eberhard Hartwig, geboren 1957 in Berlin, Ausbildungen und Arbeit als Schriftsetzer sowie Drucker, Graphik bei u.a. W. Leber und in der Kulturakademie, studierte 1995-97 an der Hochschule der Künste Berlin (jetzt UdK) und leitet seit 1990 das Druckgraphik-Atelier.

Eberhard Hartwig´s Arbeiten sind „abbildende Kunst mit mehr oder weniger starken Tendenzen zum Ungegenständlichen, der reale Vorlagen vorausgegangen sind oder Pate gestanden haben … Es sind Bilder, in denen sich gesehene Realität mit eigener Befindlichkeit und kreativer Gestaltungskraft durchdringen, die mit ihren aufgebrochenen, zergliedernden Elementen den Charakter ursprünglicher Chiffren erhalten. … Dazu kommt das Prinzip der Reihung, das es in vielen seiner Bilder gibt, die sich in ihrer Abstraktion der Gegenstandslosigkeit nähern. … Diese Bilder … zeichnen sich durch eine Dichte und Tiefe aus, die der Künstler durch wiederholte Überlagerungen, durch in sich verwobene Strukturen und die Verschränkung der Räume erreicht. Offene Formen verzaubern fest Gefügtes.“ (Volkhard Böhm, Kunstwissenschaftler, 2011)

Zur Eröffnung der 100. Ausstellung sprach Reinhard Griebner eine Würdigung, Brunhild Hauschild rezitierte ihr ebensolches Gedicht. Hinrich Beermann musizierte nach Radierungen von Eberhard Hartwig, dieser radierte zur Musik und H. Beermann blies sein Saxophon dann wieder nach den Zeichen in der Platte, die anschließend angedruckt wurde. Für einen Besucherbeitrag bitte Link betätigen und für Fotos bitte scrollen!

Beim Künstlergespräch am Mittwoch, 12. Juli 2017, 19.00 Uhr, zeigten u.a. Tina Flau und Eberhard Hartwig einige ihrer begeisternden Künstlerbücher.

 

Hot and Cold

Etchings

by Tina Flau and Eberhard Hartwig

17 June – 18 July 2017

Opening: Saturday, 17 June 2017, 17-20 o‘clock

Speech: Reinhard Griebner, Cultural Scientist / Journalist & Author

Music: Hinrich Beermann, saxophone

Finissage/Artist talk: Wednesday, July 12, 2017, 7 pm

Ort/ Location: Druckgraphik-Atelier, Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3, 10407 Berlin

Öffnungszeiten/Opening times: Mo 16.00 – 18.30, Di 18 – 22 Uhr und nach Vereinbarung/and by appointment

 

The 100th exhibition at the Druckgraphik-Atelier (print graphic studio) presents cold needle etchings in the shape of prominent lines and surfaces in the opposite position of etched depth – reduction pure: retraction by omitting instead of overloading.

Tina Flau, born in Scharnebeck in 1962, after an apprenticeship in organic farming, studied agriculture in 1981-1988, followed by painting / graphics at the Alfter-Bonn art college until 1991, and 1994-99 painting / graphic art at the Dresden Academy of Fine Arts.

Tina Flau’s works are characterized by constant research and inquiry, from formal conciseness and compaction to the sign. Everyday such as houses, sofas or plants are condensed when burrowing with the cold needle to codes of our environment.

„The slowness of the work process to this line for line in the plate sculpted images is essentially responsible for their expression. There are no casual strokes, no random lines or spots. Everything is decided, absolutely formulated. Correspondingly, the print has contrasting graphic lines and surfaces, colorful depths and a passion whose intensity is unrivaled. … Tina Flau uses the suggestive power of the term „worlds“, his ability to announce something far, complex and, at the moment, still hidden behind a picture „(Mathias Lindner, art scientist, director of the Neue Sächsische Galerie Chemnitz, 2004)

 

Eberhard Hartwig, born in Berlin in 1957, education and work as a type setter and printer, graphic art among others on W. Leber and at the Cultur Akademy, studied at the Berlin University of the Arts in 1995-97, and has headed the print-graphic studio since 1990.

Eberhard Hartwig’s works are “ depicting art with more or less strong tendencies to the non-figurative, the real templates have preceded or have stood godfather … They are pictures, in which reality seen penetrate with own feeling and creative design force, that to receive with their broken up, dissecting elements the character of original initially chiffres. … In addition, the principle of series duplication, which can be found in many of his pictures, the approach in their abstraction to the non-figurativity. … These images … are characterized by a density and depth, which the artist achieves through repeated overlays, through in itself interwoven structures and the entanglement of the spaces. Open forms enchant fixed builted.“ (Volkhard Böhm, art scientist, 2011)

Reinhard Griebner spoke at the opening of the 100th exhibition an appreciation, Brunhild Hauschild recited her poem as the same. Hinrich Beermann played music by Etchings by Eberhard Hartwig, this etched with a cold needle to the music and H. Beermann blew his saxophone again after the signs in the plate, which was subsequently printed. For a visitor contribution please click on the link.

During the artist talks on Wednesday, July 12, 2017, 7 pm, showed, among others Tina Flau and Eberhard Hartwig some of their inspiring artist’s books.

 

        

        

                  


 

MÄRZENBECHERDUFT

 

 

MÄRZENBECHERDUFT – Beteiligung/Participation

18. März – 29. April 2017

Malerei, Graphik, Skulptur und Objekt / Paintings, Graphic, Sculpture and Object von/by

Dorit Bearach, Reinhard Buch, Uros Djurovic, Reinhardt Grimm, Eberhard Hartwig, Ulrike Hogrebe, Coco Kühn, Mi-Kyung  Lee, Regina Nieke, Jüdith Püschel, Nuria Quevedo, Marion Stille, Anton Schwarzbach, Ehrhard Thoms, Dorit Trebeljahr, Christian Ulrich, Jürgen Vilmow, Martin Weinhold, Bernd Wilde, Manfred Zoller

 

Eröffnung/Opening: Freitag, 17.3.2017 um 20.00 Uhr

Ort/Location: Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof, Dörpfeldstr. 56, 12489 Berlin, +49(0)30-90 297-57 17, www.galerie-alte-schule-adlershof.de

Öffnungszeiten/Opening times: Di, Mi, Do 12 – 19, Fr 12 – 17, Sa 15 – 19 Uhr

 

 

       

 


 

70 Künstler – 70 Bilder

 

 

70 Künstler – 70 Bilder – Beteiligung /participation

08. März – 06. Mai 2017

Malerei/Painting, Zeichnung/Drawing, Druckgraphik/Print graphic, Objekt, Photographie

 

Eröffnung/Opening: 08. März 2017, 19.00 Uhr

Begrüßung durch den Bezirksbürgermeister von Pankow/Welcoming by the mayor of Pankow: Sören Benn,

den Geschäftsführer der Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH / the Managing Director of Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH: Stefan Hoffschröer

und durch das Team des Nachbarschaftshauses / and by the team of the neighborhood house.

Worte zur Ausstellung / Words about the exhibition: Viola Sandberg

Konzert: „Vier Präludien für Streichquartett“ von / Concert: „Four Preludes for String Quartet“ by Leo Spies (1899-1965). Es musizieren Streicher/innen der Komischen Oper Berlin / There are strings of the Komische Oper Berlin.

15 Jahre Galerie F92 und der 70. Frauentag der Galerieleiterin / 15 years Gallery F92 and the 70th Women’s Day of the Head of the Gallery

Wir wollen mit Ihnen gemeinsam den Frauentag feiern, mit kleinem Buffet, Getränken an der Hausbar und Livemusik zum Hören und Tanzen / We want to celebrate with you together the Frauentag, with a small buffet, drinks at the house bar and livemusik for listening and dancing.

Gegen 20.15 Uhr singt der Popchor Vokallokal. Leitung: Annette Steinkamp. / The Popchor Vokallokal sings around 8:15 pm. Head: Annette Steinkamp.

Von 21.00 Uhr bis 24.00 Uhr spielt die Band „ Der Internationale Wettbewerb“ / From 9:00 pm to 12:00 pm plays the band „The International Competition“

Ort/Location: Galerie F92, Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH, Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz, Fehrbelliner Straße 92, 10119 Berlin, Tel.: +49(0)30-443 71 78, U2 / U8 / Straßenbahn Rosa-Luxemburg-Platz

Öffnungszeiten/Opening times: Fr – So 15.00 – 19.00 Uhr